Unser Bild vom Kind

Wir Erzieherinnen nehmen jedes einzelne Kind als Persönlichkeit ernst und respektieren es mit all seinen Fähigkeiten und Eigenarten. Uns ist es wichtig, eine vertrauensvolle Beziehung zu den Kindern aufzubauen, die geprägt ist von Achtung und Toleranz. Die Kinder erfahren uns als Bezugspersonen, die auch emotionale Nähe zulassen und sich auf ihre Gefühle einlassen. Wir haben Vertrauen in die Stärken eines jeden Kindes und lassen ihm die Zeit, die es braucht, um seine Potenziale voll zu entwickeln. Dabei achten wir das individuelle Tempo, das jedes Kind benötigt, um sich in seinem eigenen Rhythmus entfalten zu können. Wir unterstützen die Kinder, wenn sie Hilfe brauchen. Wir wollen aber nicht ihre Probleme lösen, sondern sie vielmehr anleiten, selbst eine Lösung zu finden. Dabei achten wir auf die individuellen Fähigkeiten der Kinder. Wir lassen sie Gefahren ab- schätzen, ohne sie dabei allein zu lassen: Auf einen Baum darf geklettert werden, hochheben werden wir sie aber nicht! Bei der täglichen Arbeit bringen die Kinder ihre Meinungen und Wünsche ein und können so ihren Alltag mitgestalten.

Besonderheiten unseres Waldkindergartens

Im Waldkindergarten erleben die Kinder jeden Tag, dass sie selbst ein Teil der Natur sind. Sie können durch ihre direkten Erfahrungen Dinge erkennen und erfor- schen. Jede Pflanze und jedes Ding, das sie kennen lernen, hat einen Namen und spielt eine wichtige Rolle im Gefüge der Welt. Durch die Auseinandersetzung mit ihrer Umwelt lernen die Kinder alles, auch sich selbst, wichtig zu nehmen und zu schützen - das ist Lernen mit Kopf, Herz und Hand! Sich als Teil eines Ganzen zu sehen heißt auch, eigene Gefühle erspüren, benennen und mitteilen. Mitfühlen heißt nicht nur, Tiere und Pflanzen zu schützen, sondern auch bei sich selbst zu sein und sich wohl zu fühlen. In der Natur werden alle Sinne angesprochen.

Der Waldkindergarten bietet vielfältige Bewegungsanreize. Angefangen mit den unterschiedlichen Untergründen, über ansteigendes oder unebenes Gelände bis hin zu Möglichkeiten des Kletterns. Auch vorsichtige Kinder, die in ihren Bewegungen unsicher sind, erlangen durch die unterschiedlichen Anreize Freude an der Bewegung und ein gutes Körpergefühl. Außer der Grobmotorik können die Kinder sich auch im feinmotorischen Bereich betätigen: durch Berühren und Sammeln von Naturmaterialien, z.B. Rinde, Stöcken, Früchten, Tierchen und auch durch den Umgang mit Werkzeugen und den „üblichen“ Materialien wie Stift, Schere, Papier.

Das Wetter kann die Wahl der Spielorte, Spiele und Projekte beeinflussen. Bewegungsspiele und gröbere Arbeiten (Sägen, Schneemann bauen) finden eher im Winter statt, feinere Arbeiten wie Weben, Schneiden, Malen, Nähen im Sommer. Die Jahreszeiten wirken sich auch direkt auf die körperliche und seelische Verfassung aus. Der Winter lädt ein zu etwas längeren Wanderungen oder Schlittenfahren bei Schnee. Es werden Schneetiere gebaut oder im geheizten Bauwagen Geschichten vorgelesen. Die wärmende Sonne des Frühlings weckt wieder alles Leben in uns und in der Natur. Der Specht trommelt in seinem Revier, die Kröte wandert zu ihrem Laichplatz, Knospen und Blüten recken sich dem Licht entgegen. Auch die Kinder sind wie aufgetaut. Sie kullern die Wiesen hinunter, entdecken die ersten Frühlingspflanzen und sind neugierig, was die wiedererwachte Natur ihnen alles bietet. Im Sommer haben die Kinder Spaß z.B. am Werken, Klettern und an Rollenspielen. Pflanzen werden betrachtet, benannt und untersucht und nach Anleitung der ErzieherInnen auch mal zu etwas Schmackhaftem wie Brennnesselsuppe verarbeitet. Der Herbst lässt die Kinder die jahreszeitlichen Veränderungen unmittelbar erleben: die Blätter färben sich in verschiedenen Farben und fallen von den Bäumen. Aus ihnen können die Kinder z.B. Blätterkronen basteln oder sie können sich ganz darin einbuddeln lassen. Ganz bewusst erleben die Kinder den Jahresrhythmus und finden zusätzlich Orientierung an den Festen, die wir teils zusammen mit den Eltern oder der Öffentlichkeit, teils innerhalb des Kindergartens oder innerhalb der Gruppen feiern. Die Kinder spüren, dass sie nicht nur ein Teil der Natur sind, sondern auch ein Teil der Gesellschaft.

Die Hektik des Alltags mit dem überall spürbaren Termin- und Leistungsdruck und der fortschreitenden Konsumorientierung ist ein krasser Gegensatz zum Kindergartenalltag im Wald. Wir erleben die Zeit sehr bewusst und füllen sie voll aus. Dabei erleben wir scheinbar Gegensätzliches: einerseits vergeht der Vormittag wie im Flug, andererseits „verlieren“ wir uns in unseren Aktivitäten, wenn wir z.B. eine Hütte bauen oder den am Himmel vorbeiziehenden Wolken zusehen. Wir können uns so den Reizfluten des Alltags täglich entziehen. Dies gilt auch für das Spielzeug. Gespielt wird mit dem, was die Natur an Spielzeug zu bieten hat. So wird die Phantasie der Kinder in einem hohen Ausmaß angeregt. Die Baumwurzel wird im Spiel zu einem Schiff, der Abhang genutzt, um in die Tiefen des Meeres abzutauchen und Stöcke werden als Hai und Hering im Schiff geborgen. Zudem bearbeiten wir unsere Umgebung mit Materialien aus dem „Donkey“ (z.B. Werkzeug wie Schippe, Hammer, Handbohrer, Schnitzmesser, Feile, ,…). Dabei achten wir darauf, keine lebenden Pflanzen zu beschädigen! An jedem Donnerstag haben die Kinder die Möglichkeit, von zu Hause Spielsachen mitzubringen. Für manche ist es nur wichtig, das Mitgebrachte zu zeigen, andere nutzen es am Vormittag und lassen ein Auto über den Hügel rasen oder den Dino im Sand stapfen.

Bei den Themen Bildung, Lernen, Fördern und Gestalten sehen wir uns im Hessischen Bildungs- und Erziehungsplan bestärkt und inspiriert. Näheres hierzu kann in unserem pädagogischen Konzept nachgelesen werden:
Pädagogisches Konzept des WaKiGa Bensheim

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